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Insolvenzen EU

Unternehmensinsolvenzen in Europa, Jahr 2017/18

Insolvenzen in Westeuropa im Jahr 2017 – Zahlen und Entwicklungen

Wirtschaftsaufschwung und günstige Finanzierung sorgen für weniger Insolvenzen

Die konjunkturelle Erholung in Europa lässt die Insolvenzzahlen weiter sinken. In Westeuropa (EU-15-Länder sowie Norwegen und Schweiz) wurden im Jahr 2017 insgesamt 164.181 Unternehmensinsolvenzen registriert (2016: 171.413). Das ist der niedrigste Stand seit 2008. Im Jahresvergleich 2016/2017 war ein Rückgang um rund 7.200 Unternehmen bzw. 4,2 Prozent zu verzeichnen. Auch in Mittel- und Osteuropa verringerten sich im Jahr 2017 die Unternehmensinsolvenzen. Die Fallzahlen nahmen um 12,8 Prozent auf insgesamt 86.879 Fälle ab (2016: 99.629).

Ausschlaggebend für das rückläufige Insolvenzgeschehen in Europa waren die günstigen Rahmenbedingungen für die Unternehmen in Form von niedrigen Finanzierungskosten und einer guten Wirtschaftslage. Politische Unsicherheiten wie Brexit oder die Handelsstreitigkeiten mit den USA haben bisher nicht auf die Insolvenzstatistik durchgeschlagen.

Einige Länder verzeichneten aber Anstiege

In Westeuropa verzeichneten sechs der untersuchten 17 Länder gegen den Trend einen Anstieg der Insolvenzzahlen. Ein deutliches Plus gab dabei in Griechenland (plus 11,1 Prozent), gefolgt von Belgien (plus 8,7 Prozent), Schweden (plus 6,2 Prozent), Schweiz (plus 2,8 Prozent) und Großbritannien (plus 2,4 Prozent). Mehr Insolvenzen als im Vorjahr wurden auch in Norwegen erfasst (plus 0,3 Prozent).

Spürbare Rückgänge verzeichneten dagegen die Niederlande (minus 25,2 Prozent) sowie Finnland (minus 10,3 Prozent). Auch in ehemaligen Krisenländern wie Irland (minus 15,3 Prozent), Portugal (minus 12,7 Prozent) und Spanien (minus 4,7 Prozent) waren die Insolvenzzahlen im Jahr 2017 zurückgegangen. Zu den Ländern, in denen die Insolvenzzahlen rückläufig waren, zählten auch Deutschland (minus 6,6 Prozent) und Österreich (minus 3,9 Prozent).

In den mittel- und osteuropäischen Ländern gab es mehr Insolvenzen in Litauen (plus 11,9 Prozent), Estland (plus 2,4 Prozent), Rumänien (plus 2,5 Prozent) und Slowenien (plus 4,6 Prozent). In der Ukraine (plus 0,6 Prozent) sowie in Serbien (plus 0,4 Prozent) wurde das Vorjahresniveau nur knapp überschritten. Sechs Länder verzeichneten dagegen zweistellige prozentuale Rückgänge: Das sind Kroatien (minus 42,9 Prozent), Tschechien (minus 26,0 Prozent), Mazedonien (minus 22,0 Prozent), Lettland (minus 19,7 Prozent), Slowakei (minus 15,6 Prozent) und Ungarn (minus 10,8 Prozent).

In den USA blieb die Zahl der Unternehmensinsolvenzen mit 38.062 Fällen trotz konjunktureller Erholung etwa auf Vorjahresniveau (2016: 37.997 Fälle). In der Türkei war ein Anstieg um rund ein Drittel auf 14.700 Fälle festzustellen (2016: 11.038 Fälle).

Baugewerbe profitiert

In Europa schwächte sich das Insolvenzgeschehen vor allem im Bausektor spürbar ab. In Westeuropa wurden um 7,7 Prozent weniger Insolvenzen im Baugewerbe gezählt, nachdem es bereits im Vorjahr zu einem Rückgang gekommen war (minus 6,6 Prozent). Auch in den mittel- und osteuropäischen Staaten waren im Bausektor weniger Insolvenzen zu verzeichnen (minus 13,5 Prozent), während sich im Verarbeitenden Gewerbe die Insolvenzzahlen kaum verringerten (minus 0,8 Prozent). In Westeuropa war im Verarbeitenden Gewerbe hingegen ein Rückgang um 4,7 Prozent zu beobachten (Vorjahr: minus 6,1 Prozent).

Weniger Insolvenzen meldete diesmal auch der Dienstleistungssektor: In Westeuropa stand ein Minus von 4,0 Prozent zu Buche – im Vorjahr war die Insolvenzzahl noch leicht gestiegen (plus 2,1 Prozent). In Mittel- und Osteuropa sanken die Insolvenzen im Dienstleistungssektor sogar um 15,9 Prozent. Nur ein kleines Minus gab es 2017 in Westeuropa im Handel (minus 1,7 Prozent; Vorjahr: minus 4,9 Prozent). In Osteuropa nahmen die Insolvenzen im Handel deutlicher ab (minus 12,5 Prozent).

Europäische Unternehmen sind stabiler geworden

Weiter gebessert hat sich die Unternehmensstabilität in Westeuropa. Steigende Gewinnmargen und eine geringe Zahl an verlusterwirtschaftenden Unternehmen verdeutlichen dies. So weisen mittlerweile 16,2 Prozent der Unternehmen Westeuropas (Vorjahr: 15,5 Prozent) eine Gewinnmarge (EBIT) von mehr als 25 Prozent auf. Der Anteil der Unternehmen mit negativen operativen Gewinnen ist von 23,5 auf 22,9 Prozent zurückgegangen. Gegenüber 2012 hat sich dieser Anteil sogar deutlich um fünf Prozentpunkte verringert.

Eine Erholung zeigt sich auch bei den Eigenkapitalquoten. 43,7 Prozent der Unternehmen in Westeuropa verzeichnen eine hohe Eigenkapitalquote von 50 Prozent und mehr. Das ist ein höherer Anteil als im Vorjahr (42,8 Prozent) und deutlich mehr als noch im Jahr 2012 (40,1 Prozent). Gleichzeitig verringerte sich der Anteil der Unternehmen, deren Eigenkapitalquote als zu niedrig anzusehen ist (Eigenkapitalquote unter 10 Prozent): Knapp ein Viertel der Unternehmen (23,5 Prozent) ist hier betroffen – im Vorjahr lag diese Quote noch bei 24,2 Prozent. Im Handel ist der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen am höchsten von allen Wirtschaftsbereichen (27,8 Prozent).

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Neuss, 14. Mai 2018




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