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Schweiz: Warten auf die Konkurswelle

Neugründungsboom geht ungebrochen weiter - Firmeninsolvenzen weiterhin deutlich unter dem Vorjahr - Hohe Dunkelziffer der Firmen, die mit staatlicher Hilfe noch weiter existieren - Privatkonkurse mit starker Zunahme, insbesondere bei ausgeschlagenen Verlassenschaften

Neueintragungen, Löschungen, Nettowachstum

Das neue Jahr setzt den Trend beim westlichen Nachbarn Österreichs fort, der im vergangenen Jahr zu einem Rekordwert bei den Neueintragungen in der Schweiz führte: Alleine in diesem Februar wurden 11 % mehr Firmen neu im Handelsregister eingetragen als vor einem Jahr. Setzt sich dieser Trend weiter fort, so dürfte die Zunahme in diesem Jahr wieder rund 5 % betragen, was zu einer unglaublichen Zahl von 49.000 Neueintragungen führen könnte.

Abb. 1: Neueintragungen, Löschungen und Nettowachstum von Jan – Feb 2020 und 2021

Am 1.1.2021 waren gemäss Statistik des Eidgenössisches Amt für das Handelsregister 671.807 Firmen eingetragen. Berücksichtigt man die Löschungen, die in diesem Jahr gemacht werden, so dürften Ende 2021 über 690.000 Unternehmen registriert sein. Die Wachstumslinie ist seit den vergangenen 50 Jahren praktisch unverändert, wird aber immer ein bisschen steiler. Von rund 200.000 eingetragenen Firmen zu bis zu rund 700.000 in 50 Jahren ist beachtlich. Und rückblickend stellt man fest, dass es für die ersten 250.000 dieses Wachstums rund 32 Jahre gedauert hat und es möglicherweise für die zweiten 250.000 lediglich 18 Jahre dauern wird. Eine ungebrochene Dynamik der Schweizer Wirtschaft.

Abb. 2: Bestand Handelsregister ab 1971

Da von Januar bis Februar die Zahl der Löschungen aus dem Handelsregister leicht zurückgegangen ist, resultiert ein Nettozuwachs von 3 179 Firmen, rund 20 % mehr als im Vorjahr. Ein beträchtlicher Anteil am Rückgang der Löschungen geht auf die nach wie vor tieferliegende Zahl der Firmenkonkurse im laufenden Jahr zurück.

Firmenkonkurse – Das Warten auf die Welle

Die Zahl der publizierten Konkurseröffnungen liegt im Februar rund 23 % unter dem Vorjahr. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn die Auswirkungen der Coronakrise waren erst ab dem April spürbar. Der Februar 2020 war noch ein ganz normaler Monat. Dies hat sich seit dem letzten April schlagartig geändert. Dank den staatlichen Massnahmen wie Notkredite und Härtefallregelungen für bestimmt Branchen entwickelt sich die Zahl der Insolvenzen paradoxerweise nach unten.

Abb. 3: Firmen- und Privatkonkurse von Jan – Feb 2020 und 2021

Auch in den ersten zwei Monaten beträgt der Rückgang über 23 %. Schätzungen, wie sich dies bis Ende Jahr entwickeln wird, sind derzeit nicht möglich. Klar ist, dass die Aufhebung der COVID-19 bedingten Massnahmen für viele Betriebe zu spät kommen werden. Insbesondere im Gastronomie und im Veranstaltungsbereich muss mit vielen Verlusten gerechnet werden. Gemäss einer Mitgliederbefragung von GastroSuisse mussten bereits 20 % ihren Betrieb einstellen und viele andere warten noch auf Antwort auf ihr Härtefall-Gesuch. Vorsichtige Hochrechnungen zeigen, dass die Zahl von 6.000 Insolvenzen nicht ausgeschlossen ist. Aber wie erwähnt, hängt dies stark davon ab, wann alle die zur Verfügung gestellten Massnahmen ihre Wirksamkeit verlieren. Die Zahl der Konkurseröffnungen aufgrund von Mängeln in der Organisation (OR731b) könnte in diesem Jahr wieder leicht zunehmen.

Privatkonkurse mit starker Zunahme

Die Zahl der Privatkonkurse steigt markant an. Allein im Februar ist ein Zuwachs von 18 % zu verzeichnen, von Januar bis Februar um 11,7 %. Und auch hier wird Coronakrise deutliche Spuren hinterlassen. Denn Firmenkonkurse führen zu Arbeitsplatzverlusten und so dürften die einen oder andern ihre angesparten Reserven bald aufgebraucht haben. Besonders stark von dieser Zunahme betroffen sind die ausgeschlagenen Verlassenschaften, also Konkurseröffnungen nach dem Ableben der Person, wenn die Erben eine Überschuldung vermuten und die Erbschaft aus diesem Grund nicht antreten.

Über Creditreform Schweiz

Der Schweizerische Gläubigerverband Creditreform wurde 1888 gegründet und versteht sich als Selbstschutzorganisation im Dienste seiner rund 12.000 Mitglieder und Kunden. Der gegenseitige Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern und die Vernetzung der sieben selbständigen Kreisbüros mit internationalen Partnern liess Creditreform zum führenden genossenschaftlichen Verbund für Wirtschafts- und Bonitätsauskünfte sowie Inkasso-Dienstleistungen werden.  
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Quelle: Schweizerischer Verband Creditreform, März 2021



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